Rorate um 6 Uhr früh in Pidinger Kirche und am 12. Dezember in Aufham

In stockdunkler Nacht standen die 15 Pidinger Erstkommunionkinder kürzlich auf, um in der Pidinger Pfarrkirche gemeinsam mit Pfarrer Ionel Anghel und Gemeindereferentin Marianne Aicher eine „Roratemesse“ zu feiern. Die Kirche war nur mit Kerzen ausgeleuchtet.
   Nach alter Tradition erinnern diese frühmorgendlichen Messen in der Adventszeit an die Erwartung von Christus, dem Licht der Welt. Ihr Name kommt vom einer lateinischen Antiphon, einem gregorianischen Messgesang, der so beginnt: „Rorate caeli desuper“, übersetzt „Tauet, Himmel, von oben“, auch bekannt vom beliebten Adventslied „Tauet Himmel den Gerechten“.
   Musikalisch gestalteten den Gottesdienst der Häusler Hias an der Diatonischen Ziach zusammen mit seiner Tochter an der Harfe.
   In der Lesung sprach der Prophet Jesaja zu Menschen, die traurig sind, weil sie Krieg und Gewalt erleben und weil es ungerecht zugeht. Er tröstete sie mit Bildern eines großen Friedens, der Vision von einer Zeit, in der keiner mehr dem anderen weh tut und alle friedlich zusammenleben können.
    Diesen biblischen Bildern stellte Gemeindereferentin Marianne Aicher eine Erzählung von Gudrun Pausewang aus der heutigen Zeit gegenüber. Sie handelt von einer fünften Klasse, die als allerschlimmste Klasse der Schule unter allen 38 Klassen berühmt-berüchtigt ist. Diese Horde voller Streithähne und Raufbolde schikanierte sich gegenseitig und machte ebenso anderen Kindern und den Lehrern das Leben zur Hölle. Obwohl, wie die Erzählerin einräumt, jeder einzelne Schüler durchaus auch seine guten Seiten hatte. „Aber sobald wir zusammen waren, bekamen wir Vergnügen am Unfrieden. Dieses Vergnügen steckte an wie eine Krankheit“.
    Gemeinsam beschloss die Klasse, auch ihren neuen Klassenlehrer fertig zu machen. Weil keiner der Lehrer an der Schule die Klasse übernehmen wollte, bekamen die Fünfklässler einen ganz jungen Lehrer, den „Sporner“, der soeben erst mit dem Studium fertig geworden war.
  Der Sporner jedoch ließ sich von den Papierkügelchen der Schüler nicht beeindrucken und meinte „Nicht sehr originell. Alles schon dagewesen....“ Er packte die Schüler bei der Ehre und schlug ihnen vor, etwas zu verwirklichen, was noch nie dagewesen ist. „Frieden zum Beispiel. Absoluter Frieden. Jedenfalls habe ich noch keine wirklich friedliche Klasse erlebt.“
     Mit Worten wie „Aber vergessen wirs. Denn das schafft ihr nicht“, stachelte der Lehrer den Ehrgeiz der streitlustigen Klasse an und spornte sie so indirekt an, sich auf das Abenteuer Frieden einzulassen und ihrem Lehrer und der gesamten Schule das Gegenteil zu beweisen. Wie vorher bei ihren Böswilligkeiten, steckten die Schüler einander nun mit vorbildlichem friedlichen Verhalten an. Am Anfang hatten sie nur eine Woche Frieden vorgehabt. „Aber bald hatten wir uns so an all das Lob und das Staunen gewöhnt, dass wir einfach so weitermachten. Natürlich schafften wir's nicht, immer vollkommen gut zu sein. Darin hatte der Sporner recht behalten. Ich glaube, das schafft niemand, Aber wir wachten eifrig darüber, dass es in unserer Klasse friedlich zuging.“
    Mucksmäuschenstill lauschten die Drittklässler der Geschichte. Danach beteten alle miteinander für alle, die traurig sind, die sich ausgeschlossen fühlen, die miteinander im Streit sind, Fehler zugeben können und sich versöhnen, oder für die, die sich um ein friedliches Leben bemühen.
     Das gemeinsame Frühstück mit den Tischmüttern und Seelsorgern im Pfarrheim machte den Kindern so viel Spaß, dass manche danach gar nicht in die Schule wollten. Für die 36 Kommunionkinder aus Anger und Aufham gibt es 12. Dezember um 6 Uhr ein Rorate in Aufham. In der Kirche St. Jakobus sind dazu natürlich auch andere Gottedienstbesucher willkommen.

Mucksmäuschenstill lauschten die Kinder Marianne Aicher beim Vorlesen einer Geschichte.

Bericht und Foto: V. Mergenthal