Ostern … für mich als Kind – hat einmal jemand gesagt - Eier suchen und Geschenke. Als Jugendlicher: Saufgelage am Osterfeuer. Als junger Erwachsener: Super, verlängertes Wochenende! Ganz gleich aus welcher Sicht "Ostern" gesehen, erlebt oder auch gefeiert wird (oder einmal gefeiert worden ist) … momentan können wir nicht von der Feier des Lebens, vom Neubeginn in unserm Alltag reden. Für viele Menschen ist vermutlich eher Karfreitag oder Karsamstag … Tag der Grabesruhe, an dem immer noch mehr im öffentlichen Leben im wahrsten Sinn des Wortes tot-gelaufen ist, "eibremst" worden ist und still steht.

Die Feier der Osternacht – die Feier der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus … ein Geheimnis unseres Glaubens - beginnt in der dunklen Kirche. Siebzehn Jahre lang hab' ich im Rahmen der Liturgie bisher die am Osterfeuer entzündete Osterkerze, "Christus das Licht" in die dunkle Kirche hineingetragen. In dieser Osternacht war es ganz anders … komisch in eine (fast) menschenleere Kirche. Aufgestellte Kerzen in den Bankreihen haben stellvertretend für alle Menschen in unserm Pfarrverband gebrannt. Die entzündete Osterkerze als sichtbares Zeichen unsres christlichen Glaubens, dass das Licht Christi auch jetzt ganz aktuell in all die Dunkelheiten unsrer Welt und unsres Lebens hineinleuchtet … in alle finstern Winkel, in Sorgen und Ängste, in all die toten und erstarrten Bereiche, nicht zu vergessen in die uns von Gott anvertraute und dennoch von Menschen weltweit "geschundene" Schöpfung.

Wie sehr sehnen sich Menschen in dieser Zeit nach etwas "Licht" … "isoliert" von Kindern und Enkeln in Seniorenheimen, auf der Intensivstation, am Sterbebett. Wie sehr sehnen sich Menschen in dieser Zeit nach etwas "Licht" … all die, die jetzt immer noch wegen ihres christlichen Glaubens weltweit verfolgt werden, vor dem Nichts stehn oder vor Stachel-drähten in Auffanglagern "eibremst" sind. Nach "Licht" sehnen sich all die, die immer noch auf Flugverbindung in die Heimat warten und vor allem die, die um einen lieben Menschen trauern.

Die Gläubigen reichen im Normalfall das Licht Christi in der Feier der Liturgie von Kerze zu Kerze weiter. Das war in dieser Osternacht nicht möglich. Und trotzdem wird gerade jetzt dieses Licht - Jesus Christus - durch Solidarität, Miteinander, Nächstenliebe, Anteilnahme, neue Ideen und "Besinnung auf das Wesentliche" – so könnt' man sagen – im Rahmen der aktuellen Lage im wahrsten Sinn des Wortes in unserer Gesellschaft weitergereicht und bringt Menschen (wieder - manchmal auch ganz überraschend) einander näher. Und dabei geht vielen Menschen wirklich "a Liacht auf" … wir erleben's in Berichten, Reportagen und Diskussionen … was ist wirklich wichtig, was ist wesentlich, auf wen oder was kann ich mich verlassen, wer oder was gibt mir Halt?

Das Osterlob der Osternacht, ein Gesang voller Kraft und Leben erklärt, was dieses Licht bedeutet: "Licht des großen Königs umleuchtet dich". Beten wir – und es gibt ja in Anbe-tracht der Lage vielfältige Aufrufe dazu – für all die, die momentan mehr Schatten, als Licht erfahren haben. Vergessen wir die Hilfe des Roten Kreuzes nicht und alle die u.a. in Krankenhäusern, Seniorenheimen und Pflegediensten lebensnotwendiges "Licht" ins Leben vieler bringen.

Aber – und darum geht's – des is ned ois. Es geht um mehr als vielleicht "geplatzte" Diäten und Urlaube, Schoko-Osterhasen, gefärbte Eier und Osterbrunch. Alles schön und gut, aber des is ned ois! Ostern - die Auferstehung Jesu' - nimmt das Dunkel nicht weg, aber es sagt uns zu: Gott geht mit uns ALLEN – egal ob Teilzeitchrist, U-Boot Christ (der ab und zu mal auftaucht), aus der Kirche ausgetreten oder praktizierender Christ … Gott geht mit ALLEN durch Dunkelheiten hindurch. Das ist die gute Nachricht, die Botschaft von Ostern.

Und genau das ist mir dieses Jahr mehr als sonst in der Liturgie und der Feier der Osternacht in der menschenleeren Kirche deutlich bewusst geworden. Ostern geschieht tatsächlich oft mitten im Dunkel der Nacht … oftmals ganz oder … fast allein' … auch in einer menschenleeren Kirche, "ohne öffentliches Halleluja, ohne Chor und ohne Festpredigt" so wie es Andrea Schwarz in ihrem Buch "eigentlich ist Ostern ganz anders" schreibt. Und dieses Jahr ist (nicht nur) Ostern wirklich "ganz anders".

Ostern ist die Einladung, (wieder) neues Leben zu beginnen, neu anzufangen oder aufgrund der momentanen "Lage" - vielleicht und vor allem - anders anzufangen … in neuen Möglichkeiten, neuen Sichtweisen für neue Lebensweisen und für ein neues Miteinander.

Ostern - Auferstehung – neues Leben - nicht nur in Wirtschaft, Politik, Umwelt und Sport, sondern in der ganzen Gesellschaft - auch in der Kirche - zuerst aber meine lb. Leser/innen im eigenen Herzen … in dir und mir.

Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. (Mt 28,5-6)

Ich wünsch dir diese "Erfahrung von Ostern – von Auferstehung" in den kleinen Dingen des Alltags, die bisher vielleicht als völlig selbstverständlich gesehen worden sind. Ich wünsch' dir das Vertrauen in IHN, Jesus Christus – den Auferstandenen - der mit dir im Herzen als Zeichen der Hoffnung aufersteht.

"Meine Hoffnung und meine Freude. Meine Stärke, mein Licht. Christus meine Zuversicht. Auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht" heißt es in einem Lied aus Taize. Das wünsch' ich dir von Herzen … nicht nur in Zeiten von "Corona" und auch nicht "nur" an Ostern.

Diakon Peter Walter

 

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