Liebe Schwester, liebe Brüder,

liebe Kinder, Ihr Geschwister,

Am Faschingssonntag jedes Jahr,

erfreute mich, der Gottes Gläubge Schar,

die Predigt mal in Reim zu halten

und darin eine Weisheit lassen walten.

Auch dieses Jahr, wenn ich abwesend,

send euch die Predigt mal zum Lesen.   

Mein Physiotherapeut gab mir die Inspiration,

bei Pflege meiner Beinoperation,

erzählte mir das folgende Gedicht,

das mir persönlich schenkte eine neue Sicht.

Dies möchte ich gerne mit euch teilen,

und lad euch ein, dabei zu weilen.

 

Die Legende vom Hufeisen

Als noch, verkannt und sehr gering,

Unser Herr auf Erden ging

Und viele Jünger zu ihm fanden,

Die sehr selten sein Wort verstanden,

Liebt’ er sich gar über die Maßen,

Seinen Hof zu halten auf der Straßen,

Weil unter des Himmels Angesicht

Man immer besser und freier spricht.

Er ließ sie da die höchsten Lehren

Aus seinem heiligen Munde hören;

Besonders durch Gleichnis und Exempel

Macht’ er einen jeden Markt zum Tempel.

 

So schlendert’ er in Geistes Ruh’

Mit ihnen einst einem Städtchen zu,

Sah etwas blinken auf der Straß’,

Das ein zerbrochen Hufeisen was.

Er sagte zu Sankt Peter drauf:

Heb doch einmal das Eisen auf!

Sankt Peter war nicht aufgeräumt,

Er hatte soeben im Gehen geträumt,

So was vom Regiment der Welt,

Was einem jeden wohlgefällt:

Denn im Kopf hat das keine Schranken;

Das waren so seine liebsten Gedanken.

Nun war der Fund ihm viel zu klein,

Hätte müssen Kron’ und Zepter sein;

Aber wie sollt’ er seinen Rücken

Nach einem halben Hufeisen bücken?

Er also sich zur Seite kehrt

Und tut, als hätt’ er’s nicht gehört.

 

Der Herr, nach seiner Langmut, drauf

Hebt selber das Hufeisen auf

Und tut auch weiter nicht dergleichen.

Als sie nun bald die Stadt erreichen,

Geht er vor eines Schmiedes Tür,

Nimmt von dem Mann drei Pfennig dafür.

Und als sie über den Markt gehen,

Sieht er daselbst schöne Kirschen stehen,

Kauft ihrer so wenig oder so viel,

Als man für einen Dreier geben will,

Die er sodann nach seiner Art

Ruhig im Ärmel aufbewahrt.

 

Nun ging’s zum andern Tor hinaus,

Durch Wies’ und Felder ohne Haus,

Auch war der Weg von Bäumen bloß;

Die Sonne schien, die Hitz’ war groß,

So daß man viel an solcher Stätt’

Für einen Trunk Wasser gegeben hätt’.

Der Herr geht immer voraus vor allen,

Läßt unversehens eine Kirsche fallen.

Sankt Peter war gleich dahinter her,

Als wenn es ein goldener Apfel wär’;

Das Beerlein schmeckte seinem Gaum.

Der Herr, nach einem kleinen Raum,

Ein ander’ Kirschlein zur Erde schickt,

Wonach Sankt Peter schnell sich bückt.

So läßt der Herr ihn seinen Rücken

Gar vielmal nach den Kirschen bücken.

Das dauert eine ganze Zeit.

Dann sprach der Herr mit Heiterkeit:

Tätst du zur rechten Zeit dich regen,

Hättst du’s bequemer haben mögen.

Wer geringe Ding’ wenig acht’t,

Sich um geringere Mühe macht.

 

Dies Zeilen schreibt der Meister Goethe,

die haben auch für uns ne´ Weisheitsnote.

Und die Moral von der Geschicht`

ist von der Hand: wer bückt sich nicht

zur rechten Zeit, am rechten Ort,

der muss sich bücken immerfort!

 Wir freie, kluge Wesen aber,

wir lassen uns ja nicht belabern,

von jedem seine Weisung, nein,

unsere Birn ist doch nicht so klein,

wir können selber denken, überlegen,

wir können wählen und abwägen

und dann entscheiden unser´n Weg,

den wir dann gehen unentwegt.

 

Im Leben gib´s doch auch das Glück

Die Gnade, guter Zufallsstück,

die Einer uns am Wegrand oder mittendrinn,

stellt uns schon immer wieder in sein´ guten Sinn.

Ein Zeichen für ist doch das Hufeisen,

das man sich schenkt mit den Hinweisen,

„häng es ja immer mit der Öffnung oben,

so kommt das Glück in deinem Schoss geschoben

und kann das Glück von dir gar nicht wegkippen

wenn du es aufrechthältst und lässt es gar nicht wippen.“

Dem Herrn auf seinen Hinweis Acht zu geben,

bring uns vielleicht zum Bücken mal im Leben.

Er schenkt uns immer wieder auch sein Glück,

Er bringt uns aber bei auch Stück für Stück,

dass kleine Anfangsmühen und Vertrauen,

nicht Hochmut zeigen und Misstrauen,

Aufmerksam sein, ein Gotteskind,

der Weg zur Freude und Erfüllung sind.

So wünsche ich uns, in nächste Zeit mit off´nen Sinne gehen,

dem Herrn sein Winken, Acht verleihen

und ganz die Zuversicht zu haben,

der Herr, der schenkt uns so oder so von seinen Gaben.

Ich wünsche uns viel Gottvertrauen, seien wir nicht schlau,

vielmehr auf Ihn zu bauen und damit: Helau!