Es gibt einen Film, bei dessen Erscheinen es kirchlicherseits große Proteste gegeben hat.
Der Titel des Filmes war auf Deutsch: „Die letzte Versuchung Christi“.
Was damals den Widerstand ausgelöst hat, war, dass in diesem Film Jesus so ganz menschlich dargestellt wurde.
Ein Mensch, der sich seiner Aufgabe und Berufung nicht immer sicher war, ein Mensch, der sich nach menschlicher Nähe gesehnt hat.
Ich habe mir den Film angesehen und mich hat er sehr angesprochen, weil er zum Nachdenken anregt.
Am stärksten ist mir die Kreuzigungsszene in Erinnerung.
Da hängt Jesus am Kreuz, voller Blut, leidend.


Ein Mädchen kommt zu Jesus, das sich als sein Schutzengel ausgibt und ihm sagt:  
Gott will nicht, dass du stirbst. Du hast schon genug gelitten. Das genügt Gott jetzt schon.
Das Mädchen nimmt Jesus die Dornenkrone ab und zieht die Nägel aus seinen Händen und Füßen.
Jesus stirbt im Film nicht am Kreuz, sondern beginnt ein anderes Leben. Er gründet mit Maria von Magdala, die ihn auf seinem Weg begleitet hat, eine Familie.
Viele Jahre später trifft Jesus als alter Mann seine Jünger wieder, die ihm Verrat vorwerfen.
Da wird Jesus bewusst, dass der Engel, der ihn vom Kreuz geholt hat, der Satan war.  Der, der ihm gesagt hat, du brauchst Schmerz und Leid nicht auszuhalten.
Du musst nicht sterben.
In diesem Augenblick als ihm das klar wird, öffnet Jesus die Augen und merkt, dass alles nur ein böser Traum war und er noch immer am Kreuz hängt.   
Er neigt den Kopf mit einem Lächeln auf die Seite, fügt sich voller Glück und aus tiefer Überzeugung in seine Berufung.
Am Ende widersteht Jesus von Nazareth also auch der letzten Versuchung des Satans, ebenso wie schon den Versuchungen in der Wüste.
Dieser Film hat viele Aspekte, über die man nachdenken und kontrovers diskutieren kann.
Was mich an diesem Film bewegt hat ist zum einen:
Es ist der Satan, der Menschenfeind, der sagt, du brauchst Schmerz und Leid nicht auszuhalten.
Also: Schwierige Zeiten nicht durch zu stehen. Du kannst davonlaufen, es dir oberflächlich schön machen.
Es geht mir nicht darum Schmerz und Leid zu verherrlichen. Es gibt Situationen im Leben da kann ich den Schmerz lindern, da muss ich um des Lebens willen Beziehung abbrechen. Keine Frage.
Aber was ich an mir selber feststelle ist:
Es tut der Seele gut etwas ausgehalten zu haben.
Etwas durchgestanden zu haben.
Nicht davongelaufen zu sein, wenn es schwierig geworden ist. Das Leben kann neu werden.
Und zum anderen spricht mich der Aspekt des Filmes an, dass Jesus so ganz menschlich dargestellt wird.
Jesus war ganz Mensch, nur so macht sein Leiden und Sterben einen Sinn.
Er ist nicht ein Halbgott, der die Schmerzen sowieso nicht spürt.
Nur weil er als Mensch diesen grausigen Kreuzweg gegangen ist, kann er uns in unserem Leiden nahe sein.
Er hat den Tod erlitten und uns dadurch neues Leben geschenkt.
So gehört der Karfreitag, an dem wir an den unschuldig verurteilten, geschlagenen, sterbenden Jesus denken, wesentlich zu Ostern.
Ohne dieses durchtragen des Leidens und sein Sterben gibt es keinen Auferstehungsjubel.
Ostern gibt es nicht ohne den Karfreitag.