Höglwörth
Filialkirche - Klosterkirche Höglwörth
Schon im frühen Mittelalter befand sich hier eine benediktinische Missionsstation. Das burgähnliche Klostergebäude mit der Stiftskirche, deren Baugeschichte sich von der Romanik bis ins späte Rokoko erstreckt, liegt auf der gleichnamigen Halbinsel, die bis zur neuzeitlichen Versandung eine Insel war. Wörth ist die alte Bezeichnung für Insel. Der Höglwörther See entstand, als der Saalach-Gletscher vor 10.000 Jahren schmolz. Das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift war das kleinste und ärmste im Fürstbistum Salzburg und auch das einzige in Bayern, das von der Säkularisation verschont blieb. Es war eine Zeit, in der man sich von religiösen Werten und Religion ab- und dem Weltlichen zuwandte. Stifter und Gründer sind nicht urkundlich belegt, aber die Forschung geht davon aus, dass zwischen 1122 und 1128 Erzbischof Konrad von Salzburg bzw. die Grafen von Plain (Maria Plain zu Salzburg) dafür genannt werden können. In diesem Zeitraum entstanden auch in Bad Reichenhall St. Zeno, Berchtesgaden und im nahen Salzburger Domkapitel Gemeinschaften dieses reformierten Ordens. Bis 1810 unterstand das Kloster dem Fürstentum Salzburg und fiel dann an das Königreich Bayern. 1817 veranlasste der damalige Probst des Klosters selbst die Aufhebung. Der Wald, der sich im Besitz des Klosters befand, ging an den Staat und wird heute von der Saline Bad Reichenhall genutzt. Das Kloster erwarb 1821 die Brauereifamilie Wieninger und befindet sich seitdem in Privatbesitz.
Geschichte von Höglwörth
Die ehemalige Klosterkirche, steht unter dem Patrozinium von Peter und Paul und ist heute Filialkirche der Pfarrei Anger. Die Apostelfürsten haben eine herausragende Bedeutung für Kirche und ihr Patronatsfest wird am 29. Juni mit einem Hochfest gefeiert. Das Datum geht zurück auf die Übertragung der Reliquien in die Sebastians Katakomben in Rom um 358 n. C. In ländlichen Gebieten werden sie auch als „Wetterherren“ bezeichnet: „Regnets an Peter und Paul, wird des Winzers Ernte faul.“ Im frühen Mittelalter, zur Entstehungszeit des Chorherrenstiftes, lag die Hochzeit des Kultes um Petrus und Paulus. So erkennt man Peter an seinen Attributen Schlüssel, Schiff, Buch und Hahn. Paul trägt Schwert und/oder Buch.
Markant erhebt sich der quadratische Glockenturm mit Zwiebelhaube an der Nordseite. Betritt man das Kircheninnere über das Portal im Glockenturm befindet man sich im einschiffigen Langhaus, das im Westen mit einer Empore abschließt. Die heutige Rokokokirche wurde ab 1675 neu errichtet. Aus der Romanik stammt der rechteckige Chor mit Kreuzgratgewölbe, im Osten der Kirche. Um 1600 schuf der aus Siena stammende Francesco Vanni das Hochaltarbild, das von vier Säulen eingerahmt ist, und die Verklärung Christi zeigt. Links der Prophet Moses und rechts Elias. Zu Füssen Johannes der Täufer mit den Aposteln Petrus und Jakobus. Am Eingang zur Sakristei befindet sich eine farbig gefasste Halbrelieffigur Luitpold III. von Plain die um 1500 entstand. Bekleidet ist Stifter mit spätgotischem Harnisch in den Händen trägt er Schwert und Wappenbanner. Die Deckenfresken und die Altarbilder der vier Seitenaltäre stammen von Franz Nikolaus Streicher der auch im Stift St. Peter in Salzburg arbeitete. Die Himmelfahrt Mariens wird im Langhaus dargestellt. (Signatur: „F.St.pin. 1765) Gegen 1765, im späten Rokoko, entstand die Stuckdekoration von Benedikt Zöpf. Das Zusammenspiel von Stuck und Deckenmalerei lässt den Betrachter ein einmaliges Raumgefühl erfahren.
Wenn man das Kirchenschiff verlässt und den, mit faustgroßen Kieseln gepflastert, Innenhof des Klosters betritt, fühlt man sich in weit zurückliegende Zeiten versetzt und man sollte die Ruhe und die Stille dieses Ortes auf sich wirken lassen. Aus den Klosterunterlagen ist zu entnehmen, dass es eine Weintaverne gab, die von den Mönchen betrieben wurde.
1730 verkauften die Augustiner Chorherren aber aus wirtschaftlichen Gründen ihre Weingüter in Österreich und ein Brauhaus wurde errichtet. Zu beginn waren die Ausgaben höher als die Einnahmen, da sich viel Bier auf wundersame Weise „verflüchtigte“. Dann ging es bergauf und die Brauerei kam aus den roten Zahlen. 1804 wurden 3800 HL Bier gebraut. Und so ist nicht erstaunlich, dass 1821 Philipp Wieninger die Brauerei und das Gebäude um 9000 Gulden erwarb. 8 Jahre davor, im Jahre 1813 erstand er um 41.000 Gulden bereits die Brauerei in Teisendorf. Im Vergleich 1820 -30 verdiente ein Oberknecht im Pfarrhof von Reisbach in Niederbayern 49 Gulden pro Jahr zzgl. Kost und Logis. Ein kommandierender General 666 Gulden pro Monat und ein einfacher bayerischer Soldat 2 ¼ Gulden für den gleichen Zeitraum.
Quelle: www.berchtesgaden.de