Liebe Trachtlerinnen und Trachtler, liebe Aktiven, liebe Trachtenkinder, verehrte Ehrengäste, liebe Schwestern und Brüder!

Vom Vorstand bin ich gebeten worden, eine kurze Predigt zu halten. Und weil ihr 100 jähriges feiert, dann habt ihr natürlich einen Wunsch frei und hab mir gesagt, da schaue ich, dass ich mich kurz halte in der Predigt. Es ist aber gar nicht so einfach. Ich kann nicht nur sagen „Pfürti nached“ und dann Schluss.

Da ist mir also eingefallen: Du könntest ja Oberbayrische Sprüche hernehmen, die knapp und inhaltsvoll sind, die Weisheit und Erfahrungen des Volkes wiedergeben, in einer Sprache, die jeder Trachtler auch versteht. Und ich dachte mir, das tät zu den Aufgaben des Trachtenvereins vielleicht auch passen. Denn zu diesen Aufgaben, meine ich, gehören der Erhalt des Brauchtums und der Sitte, ganz konkret des Volkstanz, des Plattelns und Drehens, die Pflege der Tracht und der Volksmusi, aber auch die Sprache, der schöne bayrische Dialekt und den christlichen Glauben zum bewahren, gehören zu den Pflichten des Vereins.  Das sind Werte, meines Erachtens, die die bayrische Heimat ausmachen, und die echten Trachtler ausweisen. Und mit den echten Trachtlern meine ich, diejenige, die keine kurze chinesische Dirndl und nachgemachte Lederhose aus Viskose einmal im Jahr beim Oktoberfest tragen. Die echten Trachtler tragen ihre echte Tracht mit Würde, mit Hintergrundwissen, und was Außen ausschaut, stimmt mit dem auch, was ihnen ist. 

Nun, weil ich auch nicht platteln kann, möchte ich mindestens, mit den bayrischen Sprüchen, euch ein paar Gedanken mit auf den Weg zu geben. 

Zuerstmal gratuliere auch ich euch ganz herzlich zum 100. Jähriges Fest, das Ihr euren Gründungsväter und Mütter verdankt und allen, die in diesen 100 Jahren, sich ins Zeug gelegt haben, um ein heimatliches Kulturgut zu bewahren und weiterzugeben. Vor allem, gratuliere ich Euch, denen es wichtig war, dieses Jubiläum nicht verstreichen zu lassen, sondern zum Feiern trotzt der Ungewissheit, wie´s mit Corona weitergeht. Ihr habt´s euch getraut, das Fest noch zur Zeit der Pandemie zu planen. Ihr habt´s nicht gedacht: „s‘ Runde muaß ins Eckige! Oder anders g’sagt: I gäh‘ ins Bett.“ Eher habt ihr mit Zuversicht angepackt und die Aktiven sind sogar ein Tag lang auf den Staufen gekraxelt, um ein schönes Werbevideo für´s Fest zum Aufnehmen.  Dafür muss man dem Heiland sein Spruch beherzigen:  "Oan Scheitl aloa brennd ned." -so betet Jesus zu seinem Vater: meine Jünger sollen eins sein. Teamwork ist die Devise, denn zusammen ist man weniger allein. Und wenn man des nicht mehr pflegt, den Zusammenhalt, die Kameradschaft, auch an das Gemeinwohl denken und dafür was tun, dann schieß man sich selbst ins Bein. Umso wichtiger ist, diese Werte zum Vorleben, denn die stecken auch andere an. 

Brauchtum und Sitten bewahren, dass sind die Aufgabe des Trachtenvereins. Brauchtums ist soweit klar: da gehören die Ortsmusi, die Tracht, die Festen und Feiertage dazu. Was ist aber mit der Sitte gemeint? Was versteht ihr heutzutage unter Sitte? Ich deute mal das Wort Sitte aus meiner Muttersprache. Auf rumänisch, bedeutet Sitte: Sieb. Mit einem Sieb trennt man, den Abfall vom Wervollem, die Verpackung vom Inhalt, das was Gut tut, von dem was belastet. In der Lesung haben wir es heute auch gehört, was Sitte ist. Paulus sagte es: Eure Liebe sei ohne Heuchelei. Die Liebe soll aufrichtig und rein sei. Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten! Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung! Also beim Sitten bewahren, muss man nicht negativ sagen: „Do daad i ma Sündn fürchtn!“ Eher muss man die Haltung einehmen: Wer nur nach’m Äußern gähd, verpasst de scheenstn Menschn. Anders gesagt: Ja, „De mim Huat, die san guad“, aber "Hinterm Berg san a no Leit." Und deswegen darf man nicht denken: „andere san auf die Brennsuppen dahergeschwommen.“

Mancher lebt so nach dem Spruch:

"Glaabm deamas ned, awa wahr is scho." Was meinen´s damit? Vielleicht denken dabei an den Spruch:  "Mit da Zeit ko aussam scheensten Hois an Kropf wern."  Wahr ist schon, dass alles vergänglich ist. Aus jedem jungen und schönen Menschen wird ein Alter und da hilft auch irgendwann kein Botox mehr. Aber Glauben daran deamas ned. Denn glauben heißt: ich müsste jetzt schon was in der Richtung unternehmen, meine Haltung anderen gegenüber ändern, denn auch i werde mal alt.

Manch anderer „kimmt daher wia da Graf Koks“ und sagt: Herr Pfarrer ich glaub an den Herrn Gott aber beten tu ich nicht und in die Kirch geh ich auch nicht.

Im ersten Moment fühle ich: „Mir brennt der Hut!“ Und denk mir dabei: „Am Nackerten konn ma ned in d’Hosntaschn neiglanga“.

Eine Zeit lang hatte ich mir bei solchener Aussagen gedacht: „Knapp vorbei ist auch daneben“ und den Spruch hinzugefügt: „Wenn moanst“ -  Den Spruch verstand ich so: „Ich akzeptiere deine Meinung auch wenn mir der Sachverhalt etwas sonderbar erscheint.“ Denn man kann nicht behaupten: ich bin a Trachtler, aber mit dem Brauchtum habe ich nichts zu tun, so wie man auch nicht sagen kann: ich bin a Christ, aber mit Christus habe ich nichts am Hut. Was der Bayer aber tatsächlich mit dem oben genannten Spruch meint, ist: „So an Schmarrn! Abba i sog nix, damit a Ruah is. Weast eah sehgn, wos d davo host… Und seitdem ich den Spruch richtig verstand, merkte ich, mit Kürzungen muss ich aufpassen. Da kann ich ned beim Wenns moanst! dabei belassen. So lade jetzt eher ein: „Schau ma moi, da segn ma schon!“ Komm also, du kannst gelassen feiern aber auch dem Herr Gott für die Gesundheit und Wohlergehen mal danken! Und versuch mal auch mit dem Gebet. „Do is ned vui hi, Des hod no koan gschodt, und des verbiegt dei Gestell a ned.“

Ja, liebe Trachtler die Sprüche habe ich bei verschiedensten Gelegenheiten gehört, nach ihrer Bedeutung gefragt und dabei entdeckt, wieviel Weisheit und Bodenständigkeit sie verbergen. Und darum denke ich geht es beim Brauchtum und Sitte bewahren. Bodenständigkeit verleiht Anständigkeit und Anstand verleiht Bodenstand: Griaß Di Gott! zum Kleinen und Großen, Bekannten und Unbekannten sagen. Vergelt´s Gott! für jeden wohltuenden Dienst sagen. Kimm sama wieder gut! sagen nach einem Streit. Das kostet nichts. Und daran auch denken: An Gottes Segen is alles gelegen. All das sind Weisheiten eurer Vorfahren!

100 Jahre bestehen, das kann man, wenn man den Sinn auf den tiefen Inhalt des Trachtenvereins gerichtet hat: den Zusammenhalt und das Weitergeben der Werte und des Glaubens. Und ihr seid die 100. Generation, die den Sinn dafür hat, aus dem Reichtum dieser Werte lebt und somit die Heimat und die Welt um euch damit bereichert.

Ich hoff: „i hob euch alle ned hoamgstampert“ mit meiner Ansprache und Aussprache und wünsche euch im Sinn des oben gemeinten die Zuversicht im Herzen für euer Wirken und Tun im Trachtenverein auch mit ´nem Spruch: „Werd scho wern, sagt d´ Frau Kern. Bei da Frau Horn is a wieder worn.“ Amen!