Die Hirten stellte Pfarrer Christoph Kronast in den Mittelpunkt seiner Ansprache beim Festgottesdienst am ersten Weihnachtsfeiertag in der prachtvoll geschmückten Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt Anger, neben der Christmette liturgischer Höhepunkt der Weihnachtstage in Anger. Festlich umrahmt wurde er vom Pfarrverbands-Kirchenchor, von einem kleinen Orchester sowie von feierlichen Trompeten- und Paukenklängen unter Gesamtleitung von Martina Jakob.

Weihnachten hänge nicht vom Wetter ab, sondern darum, ob wir Jesus Christus in unser Herz einlassen, spielte  Pfarrer Christoph Kronast einleitend auf die „grünen Weihnachten“ an.

Der Chor umrahmte die Feier würdig und glanzvoll mit Teilen aus der „Orgelsolomesse“ von Wolfgang Amadeus Mozart, dem von Joseph Ignaz Schnabel für dreistimmigen Chor bearbeiteten weihnachtlichen Satz „Transeamus“ und einem Choral aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Dessen getragen dahinfließende, akkordisch unterlegte und mit Feingefühl intonierte Melodie wurde von einem strahlenden Trompetenduo und Pauken umspielt.

Dieser Choral bildete die Überleitung zwischen der ersten Lesung aus dem Buch Jesaja, in der der Prophet der Tochter Zion die Ankunft des Retters verheißt, und der zweiten Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an Titus über die Rettung aufgrund des Erbarmens „durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung im Heiligen Geist“.

Nach dem Evangelium nach Lukas von der Rückkehr der Hirten warf Pfarrer Kronast die Frage auf, warum gerade die Hirten von den Engeln als erste von der Geburt des Heilands erfuhren. Die Hirten standen, wie der Prediger erläuterte, am Anfang der Geschichte Gottes mit seinem Volk: Nomaden, umherziehende Hirten, allen voran Abraham, hätten als erste den Eingottglauben angenommen. Als Hirten seien die Israeliten ins „Gelobte Land“ gezogen, und ein Hirtenjunge, David, sei später zum König auserwählt worden.

Mit der Sesshaftwerdung seien die Hirten jedoch in Verruf geraten und hätten nicht einmal vor Gericht als Zeugen aussagen dürfen. Umso überraschender sei es, dass die Engel den Hirten und nicht den Schriftgelehrten und Frommen der damaligen Zeit erschienen.

Zur Zeit des Evangelisten Lukas habe auch im Heiligen Land der Kaiser Domitian geherrscht, der wegen seiner Expansion nach Norden den Beinamen „Germanicus“ trug, sich wie einen Gott verehren ließ und als absolutistischer, grausamer und hochmütiger Herrscher in die  Geschichte einging.  Lukas sehe dagegen die Macht nicht beim Kaiser, sondern zeige, wie Gott selber in die Geschichte eingreife – und zwar in krassem Gegensatz zum kaiserlichen Stil: „Er riskiert es, dass man ihn in der Herberge nicht aufnimmt, dass er in der Krippe liegen muss.“

Im Gegensatz zu den Worten des Kaisers und zum römischen Weltreich, von dem nur noch Ruinen blieben, würden die Worte des Engels an die Hirten bis heute verkündet: „Fürchtet euch nicht. Ich verkünde euch eine große Freude. Euch ist der Retter geboren. Ihr werdet ein Kind finden....“ Kronast lud die Gläubigen ein, wie die Hirten über diese Heils- und Frohbotschaft zu staunen – eine Botschaft, die machtlos sei, wenn ihr Geld, Bequemlichkeit oder Macht vorgezogen werde. Wer sich dem Kind an der Krippe anvertraue, könne erleben, dass auch andere über sein Handeln staunen.  

In den Fürbitten betete die Gemeinde unter anderem für die Menschen in Lateinamerika, die auf der Straße leben und sich mit Hilfsarbeiten über Wasser halten müssen, für die danach in der Adveniat-Kollekte gesammelt wurde.

Pfarrer Christoph Kronast mit dem feierlich hoch gehobenen Evangeliar und die Ministranten mit Leuchtern vor der Evangelien-Prozession

 

Bericht und Fotos: Veronika Mergenthal