Ein ungewöhnliches „Firmpraktikum“ absolvierten Jugendliche aus dem Pfarrverband Anger-Aufham-Piding: Sie informierten sich auf dem Bauernhof der Familie Eder in Piding über die Arbeit in der Landwirtschaft. Hintergrund dieses Praktikums ist das Papstschreiben „Laudato Si“ über die Verantwortung für die Schöpfung.

   „In der Schöpfungsgeschichte erhält der Mensch den Auftrag, die Erde zu bebauen und zu behüten. Wir tragen also alle Verantwortung für unsere Erde“, zeigt Gemeindereferentin Marianne Aicher die Hintergründe auf. Die Landwirtschaft sei ein wesentlicher Teil dieses Bebauens und Behütens und produziere eines unserer wichtigsten Lebensmittel: die Milch.

   Zunächst nahmen sich die Jugendlichen Zeit für ein Gespräch mit der Gemeindereferentin und Bäuerin Rosa Eder. Ein Film gab Einblick in ein landwirtschaftliches Projekt in Burkina Faso. Die Bäuerin servierte Bananen- und Erdbeermilch sowie Brote mit Kräuterquark, alles mit den Erzeugnissen ihrer eigenen 50 Milchkühe. Dazu kommen 50 Jungkühe für die Nachzucht.

   Sie gab Einblick in die Nöte der Bauern aufgrund der schlechten Milchpreise, die in Piding noch mit am besten sind. „Unsere Molkerei zahlt im Moment knapp 40 Cent. Das ist das, was man mindestens braucht.“ Kein Lebensmittel werde so genau kontrolliert wie die Milch.

   Auf dem Rundgang zeigte sie der Gruppe das Fahrsilo und den alten Stall, wo noch die Anbindehaltung praktiziert wird. „Der ist nur im Winter voll.“ Im Sommer seien die Kühe auf der Weide. Die Molkereien wollten die Anbindehaltung verbieten, doch kleine Bauern müssten für alternative Haltungsformen neue Ställe bauen. „Das kostet viel Geld“, erklärte sie. „Wo soll das Geld herkommen?“

     Familie Eder hat indes bereits vorgesorgt und für die Milchkühe einen neuen Stall gebaut. Dort trafen die Jugendlichen auch Bauer Peter Eder, seinen gleichnamigen Sohn, der den Betrieb seit kurzem führt, und dessen Frau Carina Schiller. Weil gerade Stallzeit war, waren alle voll im Einsatz.

   Fasziniert bestaunten die Buben und Mädchen den modernen Melkstand in Aktion. Dort können jeweils zehn Tiere gleichzeitig gemolken werden können. Auch einen Blick ins Büro, den Technikraum und ins Millikammerl gestattete die Bäuerin.

   „Die Milch muss sofort gekühlt werden wegen der Keime“, erläuterte Rosa Eder. Sie komme heute mit Stallluft gar nicht mehr in Berührung. Life erlebten die jungen Besucher, wie der nächste Schwung Milch in den großen Tank lief. Auch eine Putzmaschine und ein Klauenpflegestand finden sich in dem modernen Freilauf-Stall mit Auslauf.

   Draußen vor der kleinen Wiese zwischen der Bundesstraße B 20 und dem Bauernhof zeigte die Bäuerin den Gästen, auf welche Weise die dort grasenden heranwachsenden Holstein-Rinder lernen, den Weidezaun zu akzeptieren. Ganz früher wurden die Kühe zu den anderen Weiden noch über die B 20 getrieben. Inzwischen hat der Hof eine eigene Unterführung, die für heutige Verhältnisse eigentlich schon wieder zu eng ist. Es passt gerade noch der alte kleine Traktor, der den Wassertank zieht, durch. Die Buben interessierten sich natürlich vor allem für den modernen großen Traktor. Diesen habe man sich nicht zum Vergnügen angeschafft, so die Bäuerin, sondern er sei nötig zum Ziehen des großen Güllefasses. Es gehöre 90 Bauern, die eine so genannte „Düngegemeinschaft“ bilden, miteinander, und der Einsatz werde über den Maschinenring verwaltet. Auch die Bauernfamilie Aschauer in Anger gab Firmlingen Einblick in ihren Betrieb.

 

Gemeindereferentin Marianne Aicher (re.) und Bäuerin Rosa Eder (2.v.re.) mit den Firmlingen mit Holstein-Kälbern, die erst lernen müssen, den Weidezaun zu akzeptieren.

Bäuerin Rosa Eder lässt die Jugendlichen life erleben, wie der nächste Schwall Milch in den großen Tank läuft.

Bericht: Veronika Mergenthal

Bilder: Veronika Mergenthal und Marianne Aicher